Farben des Lebens
Text: Michael Pohl, Lothar Hörning
Melodie: Frank Mendel, Michael Pohl
Mit dem Lied "Farben des Lebens" hat die KG Regenbogen für Euch eine weitere Überraschung zu ihrem närrischen Geburtstag. Obwohl es in den vergangenen Jahren bereits vereinzelt zu hören war dachten wir uns, es wäre endlich an der Zeit, auch diesen Song zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass unsere Freunde und Fans genauso viel Vergnügen an dieser sessions-unabhängigen, zeitlosen und nachdenklich-stimmenden Ballade haben, wie wir. Gerade der starke Kontrast zu den üblichen Motto-Liedern soll demonstrieren, dass die KG Regenbogen sich mit weit mehr Themen beschäftigt, als nur mit Feiern und Jubeln.
Menschen wie ich oder DU.
Wie die wiederentfachte Diskussion um soziale Integration auch in diesem Jahr eindrucksvoll bewiesen hat, sind große Teile der Gesellschaft nach wie vor weit davon entfernt, zwischen ganz normalen Charaktereigenschaften und tatsächlicher Abgrenzung zu unterscheiden. Weiterhin wird häufig unterstellt, dass wer, sich nicht vollständig in die "gewöhnliche" Gesellschaft integriert, eine aktive Abgrenzung vollzieht.
Doch wie soll eine konventionelle Integration überhaupt aussehen, wenn gleichzeitig eine immer stärkere Eigenverantwortlichkeit gefordert wird? Wie und an welchen Werten soll sich denn nun ein jeder orientieren, damit er von allen akzeptiert werden kann, gleichzeitig aber nicht als "langweiliger Mitläufer" abgestempelt wird?
Bunt ist der Regenbogen.
Auch wenn "Der Regenbogen" und "Die Farben des Lebens" nur zu leicht auf eine ausschließliche Bedeutung für die homosexuelle Gemeinschaft reduziert werden könnte, darf nicht vergessen werden, dass mit dem Symbol des Regenbogens der menschlichen Vielfalt Ausdruck verliehen wird. Dies geschieht im Übrigen bereits seit tausenden von Jahren und eben nicht erst seit der Generation der 68er, wie vielfach angenommen wird.
So besingt die Karnevalsgesellschaft Regenbogen mit den Farben des Lebens nicht die Forderung nach schwul-lesbischer Gleichberechtigung, Toleranz oder Akzeptanz. Nein, die "Farben des Lebens" plädiert dafür, Individualität endlich als ergänzenden Bestandteil einer kooperativen Gemeinschaft zu begreifen.
Dazu gehören
Unvermischt, sondern in seiner harmonischen Ergänzung, besitzt der natürliche Regenbogen die Kraft, durch seine perfekte Vollkommenheit die Kreativität der Menschen zu beflügeln. Er war und ist Auslöser für die schönsten Träume, romantischsten Mythen und abenteuerlichsten Märchen. Ein Zeichen für endlose Fantasien, Sinnbild für unberechenbare Dauerhaftigkeit und grenzenlose Vorstellungskraft.
All dies kann jedoch nur entstehen, weil die strikten Grenzen seiner Färbungen gleichberechtigt nebeneinander existieren. Erst die Trennung seiner vielfältigen Farben birgt die Schönheit, die alle an ihm so bewundern. Man stelle sich nur einmal vor was passieren würde, vermischte sich sein gebrochenes Licht miteinander; verliefen seine Farben wie die eines nassen Malkastens...
Das Ergebnis hätte nichts mehr mit dem großartigen Himmelsphänomen gemein nach dem jeder gerne Ausschau hält, wo Regen und Sonne aufeinandertreffen.
grün UND blau UND lila UND rot UND gelb UND orange UND ...
Bunt ist das "Geheimnis" der Natur, der Menschheit - der ganzen Welt.
Integration kann demnach nicht bedeuten, dass eine Nuance sich den anderen unterordnen muss. Sondern es bedeutet, dass ihre eindeutigen Merkmale gleichwertig nebeneinander bestehen dürfen, individuelle Charakteristika eingebunden und Grenzen als bereichernd wahrgenommen werden müssen.
Wir sollten endlich lernen zu verstehen was es bedeutet, in einer Normalität von Unterschieden zu leben. Es bedeutet nämlich die Selbstverständlichkeit von Un-Gleichheit (griechisch: héteros) anzuerkennen, unterschiedliche Eigenschaften, die sich in jedem einzelnen von uns wiederfinden, von Unterschieden gegenüber jedem unserer Freunde, unserer Nachbarn und im Verhältnis zu Fremden.
Doch diese Komplexität in all seinen Zusammenhängen zu verstehen, ist wie die Suche nach dem Schatz am Ende des Regenbogens ...
Wir fliegen zwar schon zu den Sternen...., doch hier ist unser zu Haus.
Höher aufzusteigen als der Regenbogen, das haben wir inzwischen GEMEINSAM vollbracht. Trotzdem fehlt uns noch immer die Erkenntnis wo der Anfang oder wo das Ende des Bogens zu finden ist. Wo der Topf mit dem Gold zu suchen ist. Aber ...
...was wären wir nur ohne Träume, so lang unser Herz in uns schlägt